Auf der Konferenz „Challenges of Equal Parenthood“ (Herausforderungen einer gleichberechtigten Elternschaft), die am 27. April 2023 in Novi Sad stattfand, brachte Dr. Marija Mitković Vončina, eine angesehene Psychiaterin und kognitiv-behaviorale Psychotherapeutin, ein kritisches Problem ans Licht, das die Familiendynamik plagt: das Fortbestehen von toxischem Erziehungsverhalten. Trotz klarer Konsequenzen und der Drohung, die elterlichen Rechte zu verlieren, bleiben einige Eltern in ihrem schädlichen Verhalten unverändert.
Dr. Vončina stellte treffend fest: „Manche Eltern ändern ihr toxisches Verhalten gegenüber einem Kind, das ihnen die gleichberechtigte Elternschaft vorenthält, auch dann nicht, wenn man ihnen die Folgen für das Kind erklärt, selbst wenn man ihnen mit dem Verlust der elterlichen Rechte droht. Sie ändern sich nicht aus denselben Gründen, aus denen das Verhalten entstanden ist.“ Diese Einsicht offenbart eine tief sitzende Herausforderung: die Schwierigkeit, Verhaltensweisen zu ändern, die wahrscheinlich seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, in der Psyche der Eltern verankert sind.
Das systembedingte Versäumnis, derartiges toxisches Verhalten zu erkennen und zu bekämpfen, verkrüppelt nicht nur junge Menschen, sondern erweist auch allen Beteiligten einen schlechten Dienst. Wenn ein System die Anzeichen eines solchen schädlichen Verhaltens übersieht, trägt es ungewollt zum Kreislauf der psychischen Schäden bei. Diese Vernachlässigung macht Kinder anfällig für langfristige emotionale und psychische Probleme, da ihnen ein für ihr Wachstum und ihre Entwicklung unerlässliches Umfeld vorenthalten wird.
Meiner persönlichen Erfahrung nach hat das Schweizer System, einschließlich des Gerichts und der Sozialarbeiter von SEASP und SPMi, das vermeintliche Opfer „geschützt“, ohne eine gründliche Beurteilung des Geisteszustandes des „Opfers“ vorzunehmen, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um ein Opfer handelt oder um eine gestörte Person mit ihren eigenen Traumata, die ungewollt die gesamte Familie zum Opfer macht. Dieser Ansatz kann manchmal zu einem Paradoxon führen, bei dem das System in seinem Bemühen, die Familie zu schützen, die Komplexität ihrer Situation nicht in vollem Umfang berücksichtigt, was zu weiterem Schaden statt zu einer Lösung und Heilung führen kann.
Die Botschaft von Dr. Vončinas Rede ist klar: Es ist unerlässlich, dass das Justizsystem und die Sozialdienste ein differenzierteres Verständnis der Familiendynamik entwickeln. Sie müssen in der Lage sein, toxische Verhaltensweisen zu erkennen und wirksam einzugreifen. Dazu gehört auch die obligatorische psychologische Betreuung von Eltern, die ein solches Verhalten an den Tag legen, sowie die kontinuierliche Aufklärung über die Bedeutung einer gleichberechtigten Elternschaft und die verheerenden Auswirkungen von elterlicher Toxizität auf Kinder.
Wenn wir über die Erkenntnisse von Dr. Vončina nachdenken, wird deutlich, dass der Weg zur Bewältigung toxischer Elternschaft nicht allein über Strafmaßnahmen führt, sondern über einen umfassenden Ansatz, der Bildung, Unterstützung und therapeutische Maßnahmen umfasst. Nur dann können wir hoffen, die unsichtbaren Narben toxischer Elternschaft zu heilen und den Weg für gesündere, widerstandsfähigere zukünftige Generationen zu ebnen.